Kokain[1] (Benzoylecgoninmethylester) wird aus den Blättern des südamerikanischen Kokastrauches (Erythroxylum coca und Erythroxylum novogranatense) gewonnen und zählt zur Gruppe der Stimulanzien. Kokain blockiert Monoamintransporter und erhöht damit Dopamin, Noradrenalin und Serotonin im synaptischen Spalt.

  • Gruppe

Stimulanzien

  • Erscheinungsformen

Weisses oder leicht gelbliches, bitter schmeckendes, lokal betäubend wirkendes Pulver. Kokain ist häufig mit Arzneistoffen (Medikamenten) gestreckt, die selbst unerwünschte Wirkungen haben können (siehe Karte «Verkauft als ...»).

  • Konsumformen

Kokain wird in der Regel geschnupft, kann aber auch gespritzt, geschluckt oder in Form von Crack oder Freebase geraucht werden. Kokablätter werden gekaut, wirken aber nur in Verbindung mit einer basischen Substanz (z.B. Kalk), oder werden als Tee zubereitet. Oral konsumiertes Kokain wirkt zwar stimulierend, aber wenig bis kaum euphorisierend.

Die Dosis zur Erzielung eines gewünschten Wirkungsgrades hängt unmittelbar von dem auf der Strasse verfügbaren Reinheitsgrad ab. Der Reinheitsgrad beträgt und bei Kokain-Hydrochlorid (Pulver) mehr als 70% bei Crack oft mehr als 60%[3]. Untenstehende Dosisangaben können somit nur eine grobe Orientierung darstellen.

Einzeldosis reines Kokain, geschnupft: 50–100 mg, bei Dauer-Konsument:innen bis zu 300 mg ; geraucht: 50–350 mg; gespritzt: 70–150 mg. (Dosis bezogen auf reines Cocain.)

Grenzdosis: 5 mg

Niedrige Dosis: 10 - 30 mg

Mittlere Dosis: 30 - 60 mg

Hohe Dosis: 60 - 90 mg

Sehr hohe Dosis: 90 mg +

 

[1] https://www.emcdda.europa.eu/publications/drug-profiles/cocaine_de 
https://psychonautwiki.org/wiki/Cocaine
[2] https://psychonautwiki.org/wiki/Cocaine#Common_usage
[3] https://sgrm.ch/inhalte/Forensische-Chemie-und-Toxikologie/Fachgruppe_Chemie/Statistiken/Cocain_und_Heroin/Cocain_Heroin_Gehaltsstatistik_SGRM_2020.pdf

Unterdrückung von Müdigkeit, Hunger und Durst, Euphorie, Gefühl erhöhter Leistungsfähigkeit, stark gesteigertes Selbstvertrauen, Redseligkeit, sexuelle Stimulation, Wegfall von Hemmungen und Ängsten, erhöhte Risikobereitschaft, gelegentlich: Steigerung der Aggressivität, Abnahme der Kritik- und Urteilsfähigkeit sowie der Konzentrationsfähigkeit, Verminderung des Schmerzempfindens, Taubheitsgefühl und wirkt lokal anästhetisch. Kokain bewirkt eine starke Steigerung der Herzfrequenz, Blutdruckerhöhung und Beschleunigung der Atmung sowie Erhöhung der Körpertemperatur und häufig Pupillenerweiterung.[1]

Die individuelle Wirkung von Kokain hängt von vielen Faktoren ab. Neben der Dosis beeinflusst auch das individuelle Ansprechen auf die Substanz sowie Erfahrungen im Umgang mit Kokain den erlebten Rausch.

Beim Runterkommen: Erschöpfung, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, depressive Verstimmungen, Gereiztheit, Angstgefühle, emotionale Instabilität, Suizidgedanken und ein starker Drang zur Wiedereinnahme («Craving»).

Der Kokainrausch durchläuft in der Regel mehrere Stadien. Initial kommt es zu einer gesteigerten Wachheit, Antriebssteigerung, Bewegungsdrang/Hyperaktivität, Unruhe. Im weiteren Verlauf kann es zu angstbesetzten, negativen Verkennungen der Umwelt mit Trugwahrnehmungen und paranoid-halluzinatorischen Zuständen mit Verfolgungswahn und einer veränderten Eigenwahrnehmung kommen.

Beikonsum können sowohl die Wirkung als auch die Toxizität massgeblich negativ beeinflussen. Eine toxische Wirkung kann bei einem Mischkonsum bereits bei niedrigeren Cocaindosen erreicht werden. Auch können bereits niedrige Dosen bei Vorliegen von Vorerkrankungen des Herz-Kreislaufsystems potentiell lebensbedrohlich wirken.

  • Wirkungseintritt

Geschnupft nach 3-5 Min., geraucht oder gespritzt schon nach einigen Sekunden bis wenigen Minuten, oral 15-30 Min.

  • Wirkdauer

Geschnupft 60-90 Min., geraucht oder gespritzt 2-20 Min., oral 2-4 Std.

  • Nacheffekte

1-4 Std. (abhängig von Konsumdauer und Menge)

Bereits kurzzeitig nach dem Konsum auftretend und können noch bis zu mehreren Stunden nach dem Konsum anhalten. Bei Mehrfachkonsum und hoher Dosis u. U. auch länger.

 

[1] https://erowid.org/chemicals/cocaine/cocaine_effects.shtml

Schlafstörungen, Gereiztheit, Aggressivität, Angst- und Wahnzustände, Depression, Gedächtnis-/Konzentrationsstörungen, Hyperaktivität; nervöse Zuckungen und stereotype Bewegungen, Muskelkrämpfe und Muskelzittern, Nervenschädigungen, Verengung der Blutgefässe, Anstieg der Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck. Bluthochdruckkrisen, im Extremfall Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt oder Hirnschlag. Leberschädigungen durch den Abbau der Toxine. Manche Streckmittel sind zusätzlich gesundheitsschädlich (siehe Karte «Verkauft als ...»). Beim Rauchen von Freebase und Crack sind Schädigungen von Mundhöhle, Lunge und Atemwegen möglich, beim Schnupfen kann es zu Gewebszerstörung/-untergang auf den Schleimhäuten kommen. Der gleichzeitige Konsum von Kokain und Alkohol erhöht die Nebenwirkungen und die Schädlichkeit; vor allem das Herz wird zusätzlich belastet.[1]

Die tödliche Dosis liegt etwa bei 1-1.2 g, wobei besonders empfindlich reagierende Personen (Kokain-Idiosynkrasie) bereits bei Dosen ab 30 mg versterben können[2].

 

[1] https://erowid.org/chemicals/cocaine/cocaine_effects.shtml
https://psychonautwiki.org/wiki/Cocaine#Subjective_effects
[2] https://www.emcdda.europa.eu/publications/drug-profiles/cocaine_de

Langzeitrisiken

Bei chronischem Konsum: Abhängigkeit mit vorwiegend psychischen Symptomen, «Craving» (unkontrollierbares Verlangen auf Konsum) – Kokain gehört zu den Substanzen mit dem höchsten Abhängigkeitspotential und macht schneller abhängig, als die meisten anderen Substanzen – innere Getriebenheit, Angststörungen, Persönlichkeitsveränderung, depressive Zustände mit Suizidalität, Kokainpsychose mit paranoiden Wahnzuständen (Verfolgungserleben) und Halluzinationen, Veränderung der Denkabläufe, bleibende Störungen des Kurzzeitgedächtnisses; nervöse Zuckungen, Krampfanfälle, andauernder Bluthochdruck, Veränderungen der Bewegungsabläufe, chronische, nur schwer heilende Entzündungen und Schäden der Nasenschleimhaut und Nasenscheidewand, Schäden an Herz, Leber, Nieren, Lunge, Haut, Blutgefässen (z. B. Entzündung der Blutgefässe bis hin zum Verschluss mit Absterben des umliegenden Gewebes, insbesondere durch Levamisol) und Zähnen, Blutbildveränderungen mit hierdurch bedingter Schwächung des Immunsystems (durch Levamisol). Bei intravenöser Applikation Abszesse, Juckreiz und Kribbeln.[1]

 

[1] https://psychonautwiki.org/wiki/Cocaine#Toxicity_and_harm_potential
https://erowid.org/chemicals/cocaine/cocaine_effects.shtml

Iten, P. X. (1994). Fahren unter Drogen- oder Medikamenteneinfluss – Forensische Interpretation und Begutachtung. Institut für Rechtsmedizin. ISBN: 3-9520617-1-9

Quednow BB & Herdener M (2019). Kokain. In: Soyka M, Batra A, Heinz A, Moggi F, Walter M (Eds.), Suchtmedizin. Elsevier Urban & Fischer: München.

Quednow BB (2020). Wie gefährlich ist Kokain? In: Schmid O (Ed.), Sucht-Enzyklopädie. Pabst Science Publishers: Lengerich

Vonmoos, M., Hulka, L. M., Preller, K. H., Jenni, D., Baumgartner, M. R., Stohler, R., ... & Quednow, B. B. (2013). Cognitive dysfunctions in recreational and dependent cocaine users: role of attention-deficit hyperactivity disorder, craving and early age at onset. The British Journal of Psychiatry203(1), 35-43.

Wunderli, M. D., Vonmoos, M., Niedecker, S. M., Hulka, L. M., Preller, K. H., Baumgartner, M. R., ... & Quednow, B. B. (2016). Cognitive and emotional impairments in adults with attention-deficit/hyperactivity disorder and cocaine use. Drug and alcohol dependence163, 92-99.

  • Achtung, grosse Abhängigkeitsgefahr! Lege Konsumpausen ein, auch (vor allem!) wenn es dir schwerfällt.
  • Dosiere niedrig und vermeide häufiges Nachlegen!
  • Iss und trinke vor und nach dem Konsum gut und gesund und konsumiere nicht auf leeren Magen.
  • Schnupfen ist die risikoärmste Konsumform. Das Spritzen sowie das Rauchen von Crack oder Freebase potenziert die Risiken.
  • Personen mit Vorerkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems, Asthma, Erkrankungen der Leber und der Schilddrüse sollten kein Kokain konsumieren.
  • Epileptiker/innen sollten auf Kokain verzichten (Gefahr von Krämpfen erhöht).
  • Personen mit einer Aufmerksamkeits/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sollten Kokain meiden, da sie ein erhöhtes Abhängigkeitsrisiko aufweisen und die Substanz bei ihnen die intellektuelle Leistungsfähigkeit auf Dauer stärker beeinträchtigt.[1] [2]
  • Kombiniere Kokain nicht mit blutdruckerhöhenden Medikamenten.
  • Konsumiere kein Kokain, wenn du MDMA konsumiert hast; der empathogene Anteil der Ecstasy-Wirkung wird dadurch aufgehoben, das Risiko Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen erhöht und die nervenschädigende Wirkung von MDMA gesteigert.
  • Konsumiere kein Kokain, wenn du andere Stimulanzien (z. B. Amphetamin) konsumiert hast.
  • Mische Kokain nicht mit Alkohol; die Mischung macht aggressiv, schädigt potenziell Herz und Hirn und es kommt schneller zu einer Alkoholvergiftung!
  • Anwendung von Downern (z. B. Benzodiazepinen) kann zu einer weiteren Substanzabhängigkeit führen.

 

[1] https://www.cambridge.org/core/journals/the-british-journal-of-psychiatry/article/cognitive-dysfunctions-in-recreational-and-dependent-cocaine-users-role-of-attentiondeficit-hyperactivity-disorder-craving-and-early-age-at-onset/A1B60F0DEF41B57D0958D2C46D7F0782
[2] https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/123948/8/Paper_Cocaine_ADHD.pdf

Vorsicht beim Mischkonsum!

Substanzgruppen