Halluzinogene Pilze mit dem Wirkstoff Psilocybin wachsen in der freien Natur und wurden von indigenen Kulturen als Heil- und Rauschmittel genutzt. Bekannteste Sorten: Spitzkegeliger Kahlkopf (Psilocybe semilanceata), «Mexikaner» (Psilocybe cubensis) und «Hawaiianer» (Panaeolus cyanescens oder Copelandia cyanescens). Bei der Einnahme wird Psilocybin vom Körper in das Abbauprodukt Psilocin umgewandelt, das erst für die psychoaktive Wirkung der Pilze verantwortlich ist. Psilocin entfaltet seine psychoaktive Wirkung vor allem durch die Aktivierung bestimmter Serotonin-Rezeptoren. Die klinische Forschung untersucht derzeit Psilocybin als mögliche Behandlung verschiedener psychiatrischer Störungen.[1]

  • Gruppe

Psychedelika

  • Erscheinungsformen

Frische oder getrocknete Pilze, «Magic Truffles» (Amsterdam); synthetisches (reines) Psilocybin als weisses Pulver.

  • Konsumformen

Gegessen, in Tee getrunken, selten geraucht (verminderte Wirkung!)

  • Dosierung

Der Wirkstoffgehalt unterliegt starken Schwankungen.

Durchschnittliche Dosierungen getrockneter* Pilze:

Spitzkegeliger Kahlkopf leicht 0,5–0,8 g mittel bis stark 0,8–max. 3 g
«Hawaiianer» leicht 0,3–0,5 g mittel bis stark 0,5–max. 2 g
«Mexikaner» leicht 0,5–1,5 g mittel bis stark 1,5–max. 6 g

*bei frischen Pilzen das Zehnfache

Dosierung von reinem Psilocybin[2]:

µg/kg

Wirkung

45µg/kg

leichte – moderate Wirkung

115µg/kg

mittlere Wirkung  

215µg/kg

Mittlere – starke Wirkung

315µg/kg

sehr starke Wirkung (Dosierungen über 25mg pro Gesamteinnahme sollten vermieden werden)

Das Geschlecht hat keinen Einfluss auf die Dosierung, jedoch das Alter. Je älter man ist, desto weniger treten ungewünschte Nebenwirkungen und Angstzustände auf. Dies beruht wahrscheinlich auf den erlernten besseren Umgang mit negativen Gefühlen sowie der Verringerung der Serotonin-Rezeptoren, an die Psilocybin bindet, mit zunehmendem Alter.[3]

 

[1] https://doi.org/10.1038/s41573-022-00421-7
10.1111/acps.13249  
[2] 10.1007/s00213-003-1640-6
[3] https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0030800

 

Tiefe Dosen: anregend, leicht euphorisierend, Lachflash

Mittlere Dosen: leicht halluzinogen und die Fantasie anregend

Hohe Dosen: stark halluzinogen, sehr psychedelisch. Verändertes Raum-Zeit- und Ich-Empfinden – die Zeit dehnt sich aus, die Umgebung wird oft als traumartig empfunden; visionäres Eintauchen in fremdartige Welten, das Empfinden tiefer Einblick in sich selbst und ein Gefühl starker Verbundenheit mit der Natur.

  • Wirkungseintritt

zwischen 15–60 Min.

  • Wirkdauer

3–7 Std., abhängig von Sorte und Zubereitung.

  • Nacheffekte

6 Std.

WIRKUNG (von reinem Psilocybin[1])

  • Wirkungseintritt

Nach 20 – 40 Min.; Peak: nach 60 – 90min

  • Wirkdauer

120 – 210 Min. (2 – 3,5h)

 

[1] 10.1007/s00213-003-1640-6

Die Pupillen weiten sich, Puls und Blutdruck steigen an, Erhöhung der Körpertemperatur (Schweissausbrüche), Atembeschwerden und Herzklopfen können auftreten. Gelegentlich kann es zu Übelkeit und Kreislaufkollaps (vor allem in Kombination mit Alkohol) kommen. Möglich sind auch Gleichgewichtsstörungen, Verwirrung und Angstzustände im Rahmen sog. «Bad Trips»; bei einem «Bad Trip» können Panikattacken und später Traumafolgestörungen auftreten.


Langzeitrisiken

Psychosen können ausgelöst werden, wenn dafür eine Vulnerabilität besteht. Infolge eines Bad Trips kann es zu einer Traumafolgestörung kommen (posttraumatische Belastungsstörung). Wenn auch selten so können nach Psilocybin-Konsum wie bei allen Psychedelika Flashback-Phänomene auftreten, die auf Dauer psychisch stark belastend sein können. Eine Psilocybin-Abhängigkeit ist nicht bekannt.

Andersen, K. A., Carhart‐Harris, R., Nutt, D. J., & Erritzoe, D. (2021). Therapeutic effects of classic serotonergic psychedelics: A systematic review of modern‐era clinical studies. Acta Psychiatrica Scandinavica, 143(2), 101-118.

Hasler, F., Grimberg, U., Benz, M. A., Huber, T., & Vollenweider, F. X. (2004). Acute psychological and physiological effects of psilocybin in healthy humans: a double-blind, placebo-controlled dose–effect study. Psychopharmacology, 172(2), 145-156.

McClure-Begley, T. D., & Roth, B. L. (2022). The promises and perils of psychedelic pharmacology for psychiatry. Nature Reviews Drug Discovery, 21(6), 463-473.

Scheidegger M, Dornbierer D, Quednow BB (2021). 61. Psychische und Verhaltensstörungen durch Halluzinogene. In: Bauer M, Meyer-Lindenberg A, Kiefer F, Philippsen A (Eds.), Referenz Psychische Störungen. Stuttgart: Thieme.

Studerus, E., Gamma, A., Kometer, M., & Vollenweider, F. X. (2012). Prediction of psilocybin response in healthy volunteers. PloS one, 7(2), e30800.

  • Beim Sammeln der Pilze in der Natur besteht Verwechslungsgefahr durch tödliche Doppelgänger, behalte deshalb für den Fall einer Vergiftung immer einen Pilz übrig!
  • Achte auf das Set: Konsumiere Pilze nur ausgeschlafen und in guter psychischer und physischer Verfassung.
  • Achte auf das Setting: Wichtig ist ein geschützter Rahmen, Pilze sind keine Partydrogen. Konsumiere Pilze nicht alleine, sondern mit einer Begleitperson, der du vertraust. Meide Strassen und andere «gefährliche» Orte, dein Orientierungsvermögen kann gestört sein.
  • Konsumiere vor dem Trip eine leichte Mahlzeit; iss am besten 6 bis 8 Stunden zuvor nur noch wenig, um Übelkeit und andere unangenehme Nebenwirkungen zu vermeiden.
  • Verwende wenn möglich getrocknete Pilze; wasche rohe Pilze vor dem Verzehr gut. Gut kauen!
  • Bei heiklen Momenten während des Trips: Lass dich gehen, versuche nicht, gegen die Wirkung der Pilze anzukämpfen.
  • Vermeide Mischkonsum, konsumiere Pilze auf keinen Fall zusammen mit Alkohol!
  • Bei Panikanfällen oder Horrortrips: siehe «Im Notfall».
  • Gönne dir nach dem Trip zumindest am Tag danach viel Ruhe und Erholung, um die Erfahrung verarbeiten zu können.
  • Personen mit die unter hohem Blutdruck, Gerinnungsstörungen oder anderen Herzkreislauferkrankungen leiden, sollten von dem Konsum absehen, da es potenziell zu schweren Nebenwirkungen kommen kann (Infarkt, Schlaganfall, Embolie, Tod).
  • Pilze oder reines Psilocybin sollten nicht geleichzeitig (am selben Tage) zusammen mit Psychopharmaka eingenommen werden, wenn Psychopharmaka oder Antimigräne-Mittel eingenommen werden, die ebenfalls am Serotonin-System wirken (Antidepressiva, Opiat-Schmerzmittel, Triptane), da es zu einem lebensbedrohlichen Serotonin-Syndrom kommen kann.
  • Personen die erstgradige Verwandte haben, die an einer chronischen Psychose leiden, sollten auf den Konsum verzichten, da bei ihnen ein erhöhtes Risiko für das Auslösen einer Psychose besteht.

Vorsicht beim Mischkonsum!

Substanzgruppen